Geheimtipp Teufelsberg
Verlassene Orte und geschichtsträchtige Stätten gibt es viele in der deutschen Hauptstadt. Einer der aufregendsten Orte ist der Teufelsberg im Westen der Millionenstadt. 120 Meter ragt der Teufelsberg in der Nähe des Grunewalds in die Höhe – und ist damit die zweithöchste Erhebung Berlins. Im Winter dient er als Rodelberg, in den warmen Sommermonaten nutzen Radfahrer und Wanderer den Trümmerberg. Und auf seiner Spitze zeugt die halb verfallene NSA-Abhörstation von dem großen Spionagenetz des Kalten Krieges. Den Berg auf eigene Faust erkunden oder einer der geführten Touren beiwohnen:
Spionage-Festung und Wintersportplatz
Die Geschichte des heutigen Teufelsbergs reicht zurück bis in die 40er Jahre. An Stelle des heutigen Berges ließ Hitler damals die Wehrtechnische Fakultät bauen, Teil des nationalsozialistischen Plans die Welthauptstadt Germania zu erbauen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude gesprengt und mit Bauschutt aufgefüllt. Auch der Großteil der Trümmer aus den anderen Stadtteilen der zerstörten Stadt wurden hier abgeladen. So entstand die damals höchste Erhebung im Westen Berlins. Schon knapp 20 Jahre später war der Teufelsberg dann beliebter Wintersportplatz. Skihang, Rodelbahn und sogar eine Skischanze lockten jeden Winter zahlreiche Berliner in den westlichen Stadtrand Berlins. Zeitgleich entdeckten die Amerikaner den Berg für sich und ihre Abhörabsichten im Ostblock. Bald entstand auf dem Gipfel des Teufelsbergs die NSA-Abhörstation mit dem heute noch begehbarem Search Tower. Und tatsächlich: An keinem anderen Ort in Berlin hatte der US-Geheimdienst eine weitere Reichweite als auf dem Trümmerberg. Ganze 300 Kilometer weit reichte der Radar des amerikanischen Geheimdiensts. Nach dem Mauerfall diente die Anlage schließlich als Flugsicherungsradar-Station bis 1999 auch dieser Posten aufgegeben wurde. Seitdem stehen die Gebäude auf dem Teufelsberg leer, auch die früher beliebte Rodelbahn wurde abmontiert.
Dafür zieht es jetzt Freizeitabenteurer und Mountainbiker auf die Hügel rund um den Berg. Der nordöstlich liegende Drachenberg ist das ideale Übungsgelände für Drachen- und Gleitschirmflieger. Und Hobbyfotografen durchforsten die verfallenen und von Graffiti-Künstlern gezeichneten NSA-Gebäude nach brauchbaren Motiven. Vor allem die immer noch übergroß auf der Spitze des Bergs thronenden weißen Kuppeln sind beliebte Ziele für Vandalen und Künstler. Die Initiative Teufelsberg e.V. bietet außerdem tägliche Führungen über das Gelände der Berlin Field Station an. Der Teufelsberg dient aber nicht nur Fotografen als Motiv, in den vergangenen 50 Jahren wurde der Trümmerberg auch immer wieder zum Filmset. Etwa 1979 als Rudolf Steiner den Berg für einige Hängegleiterszenen nutzte. 2007 drehte Sebastian Bieniek hier den Film Der Spieler, der ausschließlich auf dem Gelände des Teufelsbergs spielt.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Renaturierungs- oder Baupläne für Museen, Universitäten oder Open Mind Areas für die Fläche am und auf dem Teufelsberg – bisher ohne konkrete Folgen. Zum Teufelsberg und einem der schönsten Ausblicke auf Berlin gelangen Sie am besten von den S-Bahnhöfen Heerstraße oder Grunwald. Naturfreunde können die Strecke hinauf zum ehemaligen Spionageberg für einen ausgedehnten Spaziergang inmitten des geschichtsträchtigen Waldes nutzen. Weitere Geheimtipps für die Hauptstadt und einen Überblick über die schönsten und spannendsten Berlin Sehenswürdigkeiten finden Sie ebenfalls auf unseren Seiten.