Seit dem 17. Juli erhellen sie den nächtlichen Himmel: Die Perseiden, im Volksmund auch eindrucksvoll “Tränen des Laurentius” genannt. Jedes Jahr zwischen dem 17. Juli und 24. August bewegt sich die Erde durch eine Staubwolke im All, die aus abgeplatzten Teilchen des Kometen Swift-Tuttle entstanden ist. Dank dieser Staubwolke werden wir zur Sommerzeit mit einem Sternschnuppenregen gesegnet.
Den Höhepunkt erreichen die Sternschnuppennächte in der Nacht vom 12. auf den 13. August: Bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde lassen sich in dieser Nacht am Himmel beobachten. Doch wo lässt sich dieses faszinierende Naturschauspiel am besten bewundern? Travelcircus hat sich für Sie auf die Suche nach den besten Destinationen in Deutschland gemacht, um das Highlight der Perseidennächte mitzuverfolgen. Das Ergebnis sind insgesamt sieben Sternenparks in Deutschland, die sich gegen Lichtverschmutzung und für einen Erhalt natürlicher Dunkelheit einsetzen.
Doch das ist nicht alles: Auch anderenorts öffnet sich nachts das Fenster zu fernen Galaxien – wir zeigen Ihnen wo und geben hilfreiche Tipps, mit denen Ihre Nacht unter den Sternen garantiert zum Erfolg wird.
Das Wichtigste in Kürze:
- Seit 2014 gibt es deutschlandweit vier offizielle Sternenparks und mindestens vier weitere, die sich um eine Anerkennung bewerben
- Eine deutsche Stadt wurde zur offiziellen “Dark Sky Community” erklärt
- In den meisten Sternenparks können Sie Beobachtungspunkte kostenfrei aufsuchen
- Sie müssen keinen offiziellen Sternenpark besuchen, um Milchstraße und Co. bewundern zu können – einige deutsche Inseln bieten ebenfalls sternenklare Nächte
- Bonus: 5 Tipps für eine fabelhafte Sternennacht
Dancing with the Stars: Das sind Deutschlands Sternenparks
Seit 2014 der erste Sternenpark Deutschlands ernannt worden ist, sind bereits einige nachgezogen und mindestens genau so viele dazugekommen, die es gern werden möchten. Entdecken Sie im Folgenden zunächst die vier offiziell von der International Dark Sky Association zertifizierten Sternenparks und im Anschluss die drei Bewerber, die den zertifizierten Parks ansonsten in nichts nachstehen.
1. Sternenpark Biosphärenreservat Rhön (Bayern)
Durch ihre dünne Besiedelung bietet die bayerische Rhön eine deutlich geringere Lichtverschmutzung als andere Regionen – und damit auch eine besonders klare Sicht ins magisch funkelnde Firmament. Sternengucker genießen hier nach Anbruch der Nacht den Blick auf tausende leuchtende Sterne, die Milchstraße und vorbei flitzende Sternschnuppen. Kein Wunder, dass der Park auch international von der Dark Sky Association als Dark Sky Reserve zertifiziert worden ist.
Bisher gibt es im Sternenpark Rhön sechs ausgewiesene Beobachtungsplätze für den Blick in ferne Galaxien. An dem mit vier Plattformen ausgestatteten Beobachtungsplatz auf dem Hohen Geba können Sie – falls vorhanden – sogar Ihr Teleskop ans Stromnetz anschließen. Innerhalb der jährlich stattfindenden Sternenparkwochen stellt der Sternenpark Rhön zudem besondere Angebote zur Verfügung, unter anderem auch anlässlich der Perseidennacht am 12. August.
2. Sternenpark Winklmoos-Alm (Bayern)
Rund 500 Sterne lassen sich am Nachthimmel über München beobachten. Das klingt nach viel? Weit gefehlt: Im Sternenpark Winklmoos-Alm können Sie sage und schreibe 5.000, in besonders klaren Nächten sogar bis zu 6.000 Sterne am Himmelszeltbeobachten. Der Sternenpark in den Chiemgauer Alpen ist ein wahres Eldorado für Astrotouristen und gilt als Hotspot der Himmelsbeobachtung. Kein Wunder: Auf 1.200 Metern Höhe ist man dem Himmel ein ganzes Stück näher – hier lässt es sich wahrlich “nach den Sternen greifen”.
Doch nicht nur die sind eindrucksvoll; auch das majestätische Gebirgspanorama fasziniert seine Betrachter. Zwischen Mai und November werden Interessierte wöchentlich von Astronom Manuel Philipp fachkundig in die Welt des Alls eingeführt. Alternativ lassen sich in 40 km Entfernung auf dem Höhenrücken Ratzinger Höhe am Chiemsee Führungen genießen. Die Alm bietet neben einem Rundweg und drei Sternenliegen zudem nachts die ideale Position, um selbstständig die Sterne zu bewundern. Von der International Dark Sky Association wurde der Sternenpark verdient als International Dark Sky Park anerkannt.
3. Sternenpark Westhavelland (Brandenburg)
2014 zum ersten Sternenpark Deutschlands ernannt, bestaunen Sie im Naturpark Westhavelland in Brandenburg und der Gemeinde Schollene in Sachsen-Anhalt die Sterne vollkommen kostenlos. Das Areal erstreckt sich über 1.380 km² und verpflichtet weder zu einer Eintrittsgebühr, noch gibt es Öffnungszeiten.
Das Besondere am Sternenpark Westhavelland: Hier gibt es nicht nur Sternschnuppen, Kometen und sogar die Raumstation ISS am Nachthimmel zu bewundern, sondern im Herbst tagsüber auch Kraniche und Wildgänse. Insgesamt neun Beobachtungsplätze hat der Sternenpark auf seiner Website ausgewiesen, von denen aus Sie die beste Sicht auf das funkelnde Spektakel am Himmelszelt haben. Der Sternenpark Westhavelland wurde von der International Dark Sky Association (IDA) offiziell als “Dark Sky Reserve” anerkannt.
4. Sternenpark Nationalpark Eifel (Nordrhein-Westfalen)
Haben Sie schon mal die Milchstraße mit bloßem Auge gesehen? Besonders, wenn Sie Stadtbewohner sind, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering. Im Sternenpark Nationalpark Eifel bekommen Sie die seltene Gelegenheit, diverse Sternenbilder hautnah zu erleben. Mitten im sonst so dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen bietet das offiziell als Dark Sky Park zertifizierte Schutzgebiet auf 110 km² ein rares Stück purer Dunkelheit.
Der Sternenhimmel-Fotograf Bernd Pröschold hat fünf Beobachtungsplätze innerhalb des Sternenparks ausfindig gemacht, die sich ganzjährig besonders zum Bestaunen des Nachthimmels eignen, darunter das am Südrand befindliche Gebiet um das Dorf Hellenthal-Udenbreth herum. Doch das ist noch nicht alles: Auch eine Sternenwarte befindet sich in dem Park, von der aus geführte Sternwanderungen angeboten werden.
5. Sternenpark Schwäbische Alb (Baden-Württemberg)
Auch der Sternenpark Schwäbische Alb darf sich noch nicht offiziell Dark Sky Park nennen, hat sich dies jedoch als Ziel gesetzt. Sternenklare Nächte können Sie hier natürlich bereits trotzdem in voller Pracht bewundern, denn neben einem eigens eingerichteten Sternguckerplatz bei Zainingen/Römerstein gibt es hier 13 Sternwarten und Planetarien. Auch vier Beobachtungsplätze, an denen Sie beispielsweise aus dem Auto heraus in den Himmel schauen können, sind auf der Homepage des Sternenparks ausgewiesen.
Doch damit nicht genug: Auch geführte Wanderungen und informative Veranstaltungen bietet das Projekt Sternenpark Schwäbische Alb an.
6. Sternenpark Mecklenburger Parkland (Mecklenburg-Vorpommern)
Das Mecklenburger Parkland ist nicht nur aufgrund seiner historischen Kulturlandschaft eine Reise wert – auch der Blick in die Sterne lohnt sich hier allemal. Im Sternenpark ist man um eine fachkundige und interessante Aufklärung über alles rund um die Astronomie bemüht.
Zwischen 2019 und 2021 ist hier deshalb der sogenannte Astronomische Lehrpfad entstanden, der am Tage wie auch nachts mit diversen attraktiven und interaktiven Aktivitäten lockt. Zudem wartet der Sternenpark mit sechs verschiedenen Beobachtungspunkten auf, von denen aus Sie einen besonders guten Blick auf die Sternenbilder genießen – darunter auch zwei Astronomiestationen. Noch ist das Gebiet nicht offiziell als Sternenpark klassifiziert, hat sich jedoch um die Anerkennung beworben.
7. Sternwarte St. Andreasberg (Niedersachsen)
Während zur weit zurückliegenden Bronzezeit noch der Harzer Brocken als zentraler Himmelsbeobachtungspunkt galt, ist das Gebiet um den höchsten Berg im Nationalpark Harz inzwischen weitestgehend durch Gebäude beleuchtet, was die Sternenbeobachtung deutlich erschwert. Dennoch kann auch heutzutage ein klarer Sternenhimmel vom Nationalpark Harz aus beobachtet werden, und zwar auf der Sternwarte St. Andreasberg. Hier können Sie nicht nur die Sterne beobachten, sondern lernen – unter anderem dank Planetariumsprojektionen – allerhand Wissenswertes über das Universum.
Das Beste: Das gesamte Gelände ist barrierefrei und anhand einer sprechenden Himmelsscheibe sowie Tastmodellen von Asteroiden können nicht nur Sehende, sondern auch Blinde sich mit den Himmelskörpern vertraut machen.
Dunkel, doch keineswegs düster: Auch diese vier Orte holen Ihnen die Sterne vom Himmel
Sie müssen sich nicht unbedingt in einem offiziellen Sternenpark befinden, um sich von einem funkelnden Sternenhimmel verzaubern zu lassen. Generell gilt: Je dunkler der Ort, desto heller leuchtet das Himmelszelt.
1. Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide (Mecklenburg-Vorpommern)
Erst im Dezember 2020 wurden sie fertiggestellt: Zehn Sternenbeobachtungsstationen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Jede von Ihnen wurde mit mindestens einer geschwungenen Doppelliege ausgestattet, von der aus Sie die galaktische Aussicht bequem genießen können. Auch Informationstafeln und Sternenkarten stehen an jeder Station zur Verfügung.
Das Besondere: Jede Sternenbeobachtungsstation widmet sich einem bestimmten Thema rund um die Astronomie. Lichtverschmutzung, nachtaktive Tiere, Gesteinsbildung durch Asteroidenschläge oder die Auswirkung von Sonnenfleckaktivität auf das Klima sind nur einige Beispiele der zehn spannenden Themenbereiche.
2. Spiekeroog (Niedersachsen) und 3. Pellworm (Schleswig-Holstein)
Wo in Deutschland der Nachthimmel am dunkelsten ist, darüber gehen die Meinungen auseinander – Andreas Hänel, Leiter der International Dark Sky Association (IDA), hat auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog den dunkelsten Himmel gemessen, der Kölner Fotograf Bernd Pröschold hält die nordfriesische Insel Pellworm statistisch gesehen für den Ort mit dem dunkelsten Nachthimmel. Dort ist man auch darum bemüht, offizieller Sternenpark zu werden – der entsprechende Antrag wurde bereits bei der Dark Sky Association eingereicht.
4. Usedom (Mecklenburg-Vorpommern)
Doch auch auf der Ostseeinsel Usedom lässt es sich herrlich Sterne gucken, zum Beispiel von der Sternwarte Heringsdorf aus. Schon seit DDR-Zeiten wird hier der Blick gen Nachthimmel gerichtet, und auch heutzutage können Sie in der Sternwarte interessanten Vorträgen über den Sternenhimmel lauschen. Um den Himmel über Usedom zu bewundern, müssen Sie jedoch nicht die Sternwarte aufsuchen – auch vom Strand aus geraten Sie beim Anblick der leuchtenden Sterne sofort ins Träumen.
Hier bringt man kein (schlechtes) Licht ins Dunkel: Fulda ist Sternenstadt
Willkommen in der ersten deutschen Sternenstadt! Das hessische Fulda setzt sich bereits seit Längerem gegen Lichtverschmutzung ein und ist um intelligente und nachhaltige Lösungen zur Beleuchtung bemüht. Zugegeben: Über Fulda wird es nicht vollständig dunkel, dennoch soll hier nachts der Einsatz von zu kaltem und künstlichem Licht so reduziert werden, dass Energie eingespart und das Leben nachtaktiver Arten geschützt werden kann. Für ihren Einsatz wurde die Stadt von der International Dark Sky Association offiziell als Dark Sky Community ausgezeichnet.
5 Tipps für Nachtschwärmer: So wird das Sternegucken unvergesslich
Wer einen nächtlichen Ausflug zu den Sternen geplant hat, dessen Erlebnis wird durch folgende Tipps noch besser:
- Vollständig dunkel ist der Himmel frühestens 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang. Auch der Mond sollte bereits untergegangen sein, denn das helle Mondlicht überstrahlt schwächere Sterne und die Milchstraße. Sich im Voraus über die Mondphasen zu informieren, kann deshalb hilfreich sein.
- Ihre Augen brauchen ca. 10 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sollten Sie zur Orientierung dennoch Licht benötigen, verwenden Sie am besten rote Lampen – diese beeinträchtigen die Nachtsicht nicht.
- Sollten Sie sich einen Beobachtungsplatz in einem Naturschutzgebiet ausgesucht haben, gilt es, die Wege nicht zu verlassen.
- Sollten Sie sich einen Beobachtungsplatz in einem Naturschutzgebiet ausgesucht haben, gilt es, die Wege nicht zu verlassen.
- So gelingt das perfekte Sternenfoto!
Sie wollen eine Erinnerung für die Ewigkeit? Neben einem Stativ sorgen folgende Kameraeinstellungen für das perfekte Bild vom Sternenhimmel:- Kamera in den manuellen Modus M stellen
- Belichtungszeit auf 20 Sekunden stellen
- Blende: f/5.6
- ISO: 800 – 1600
- Zoom/Brennweite auf 20 mm oder so tief wie möglich einstellen
- Bildstabilisierung: Aus
- Fokus: Manuell unendlich fokussieren
Zusammenfassung
Obwohl die Lichtverschmutzung – also eine Aufhellung der Dunkelheit durch künstliche Lichtquellen – mittlerweile ein weltweit verbreitetes Phänomen ist, gibt es für Sternenbegeisterte und -Neugierige dennoch einige Orte in Deutschland, an denen der Himmel noch fast so funkelt wie zur Zeit unserer Vorfahren, als an dicht bebaute Städte längst nicht zu denken war.
Insgesamt sieben Sternenparks erstrecken sich über die Bundesrepublik, davon sind vier offiziell von der International Dark Sky Association (IDA) zertifiziert. Der Sternenpark Mecklenburger Parkland, der Sternenpark Schwäbische Alb und die Sternenwarte St. Andreasberg befinden sich derzeit im Bewerbungsprozess um die Zertifizierung, und auch Pellworm und Spiekeroog möchten zukünftig Sternenparks werden. Eine wahrlich himmlische Aussicht bietet außerdem die Insel Usedom, und auch der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide hält alles bereit, was das Sternengucker-Herz begehrt. Wer außerdem ein paar simple Tipps und Ratschläge befolgt und seine Kamera einpackt, den erwartet eine fabelhaft funkelnde Nacht unter den Sternen.
Als einzige Stadt Deutschlands darf sich das hessische Fulda offiziell Sternenstadt nennen: Hier wird sich besonders für den erhalt natürlicher Dunkelheit im Stadtgebiet und den überlegten Einsatz künstlicher Lichtquellen engagiert.
Alle 11 Sternenbeobachtungsplätze im Überblick:
- Sternenpark Biosphärenreservat Rhön (Bayern)
- Sternenpark Winklmoos-Alm (Bayern)
- Sternenpark Schwäbische Alb (Baden-Württemberg)
- Sternenpark Westhavelland (Brandenburg)
- Sternenpark Mecklenburger Parkland (Mecklenburg-Vorpommern)
- Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide(Mecklenburg-Vorpommern)
- Usedom (Mecklenburg-Vorpommern)
- Spiekeroog (Niedersachsen)
- Sternwarte St. Andreasberg (Niedersachsen)
- Sternenpark Nationalpark Eifel (Nordrhein-Westfalen)
- Pellworm (Schleswig-Holstein)